Der Riese auf dem Hahnenbühel

Auf dem Hahnenbuehel stand in uralten Zeiten die Burg eines Riesen, der der Schrecken der Gegend war. Die Menschen mussten ihm alljaehrlich Vieh und Getreide zinsen, soviel er fuer sich brauchte, und das war nicht wenig.

Da kam einmal ein Bursche nach Berg, der sagte ganz keck, er wolle das Land von dem Riesen befreien. Weil man ihm nicht glaubte, wettete er um ein Fass Bier.

Wie nun wieder der Tag herankam, an dem man dem Riesen das verlangte Vieh liefern musste, liess sich der mutige Kerl in eine Ochsenhaut einnaehen und vor das Schloss legen. Der Riese dachte, das sei der ihm gebuehrende Frass und zog den vermeintlichen Ochsen in seine Burg hinein.

Als er nun nachts schlief, schnitt der Bursche die Naht auf und kroch aus der Haut heraus. Neugierig ging er in dem Schloss umher und entdeckte in einem Zimmer eine grosse Zahl gefangener Maedchen. Eine von ihnen erzaehlte ihm, dass man dem Riesen mit gewoehnlichen Waffen nichts anhaben koenne, denn er trage das Herz nicht im Leibe. Das sei in einer Maus verborgen, die in der Burgmauer hause. Die koenne man aber in seine Gewalt bekommen, wenn man in der Johannisnacht dreimal um die Burg herumgehe und rufe: „Maeuslein, Maeuslein, zeige dich!“ Dann werde eine Maus hervorkommen, und die sei das verzauberte Herz des Riesen.

Da verliess der Bursche eilig das Schloss und wartete daheim einige Tage bis die Johannisnacht herangekommen war. Nun nahm er eine grosse Wolldecke und ging in die Burg. Als auf seinen Ruf wirklich ein Maeuslein aus der Mauer kroch, warf er schnell eine Decke darauf und fing es so. Er steckte es in die Tasche und hielt es darin mit der Hand fest. Dann schlich er wieder in die Burg. Dort fand er den Riesen schlafend. Er kitzelte ihn un stiess ihn so lange mit dem Fuss, bis er erwachte. Der fuhr gleich wuetend in die Hoehe und wollte das armselige Menschlein zwischen den Fingern zerdruecken. Doch da nahm der Bursche die Maus aus der Tasche und quetschte ihr fest den Hals zusammen. Alsbald konnte der Riese keinen Atem mehr fangen und sank ohnmaechtig zu Boden. Erst als der Bursche der Maus wieder ein wenig Luft liess, kam er wieder zu sich.

Jetzt verspottete er den Riesen, dass er trotz seiner Staerke ihm doch nichts anhaben koennte, und als sich der wuetend auf ihn stuerzen wollte, da drueckte er unbarmherzig der Maus den Kragen zusammen, dass sie verendete. In demselben Augenblick stuerzte der Riese tot darnieder. Alle Gefangenen waren nun erloest, und ganz Bergreichenstein warf sich dem mutigen Befreier jubelnd und voll Dank zu Fuessen.

Die Riesenburg aber verfiel. Noch heute sieht man die Ruinen von dem Felsennest.